Mein Projekt zum Thema "Klinisch-psychologische Perspektiven auf historische Traumata" soll sich der Weiterentwicklung eines Konzepts in der Psychotraumatologie widmen, dass als ergänzend zum 40 Jahre alten Konzept der Posttraumatischen Belastungsstörung in der Clinical Cultural Psychology und dem akademischen Fach der Sozialarbeit entstand: dem Konzept Historisches Trauma.
Eine klinische Sichtweise des historischen Traumas, wie ich sie zur Debatte stelle, konzentriert sich auf Überlebendengruppen, die während therapeutischer Behandlung oder psychosozialer Interventionen mit dem historischen Trauma befassen wollen, das ihnen und ihren Vorfahren zugefügt wurde. Auf direktem Weg tun dies diese Patienten, wenn sie explizit über die extrem aversiven kollektiven Erfahrungen sprechen wollen. Eine indirekte Form der Thematisierung ist insbesondere das Beharren auf der Zugehörigkeit zu einer besonderen Gruppe von Betroffenen, die sich ethnisch oder historisch definieren.
Ich möchte in meinem Projekt implizite und explizite Diskurse zum Begriff des historischen Traumas aufgreifen und herausarbeiten, ob eine Differenzierung möglich ist, die das Begriffsinventar schärfen und die sozial- bzw. emotionshistorische Zugänge zur Zeitgeschichte für bestimmten Opfergruppen wie den Überlebenden der Shoa, von Genoziden, kolonialer und staatsdiktatorischer Gewalt ermöglicht.
2 Minuten mit Professor Dr. Dr. Andreas Maercker
Videomitschnitt
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