Eine ausgeprägte Faszination für Fragen der Herkunft und der Abstammung zählt zu den charakteristischen Elementen der Geschichtsschreibung im frühneuzeitlichen Ostseeraum. In allen Ländern der Region waren Gelehrte bestrebt, die Ursprünge ihrer Völker, Reiche und Dynastien zu ermitteln und möglichst weit in die Vergangenheit zurückzuverfolgen. Litauische Humanisten behaupteten, ihr Großfürstentum sei von römischen Kolonisten gegründet worden, in Schweden berief man sich auf die antiken Goten als Vorfahren, in Polen auf die Sarmaten – die Liste ließe sich lange fortsetzen. Im Zuge des Fachkolloquiums sollen diese und andere Abstammungshypothesen, die während des 16. und 17. Jahrhunderts in der Region formuliert wurden, einander gegenübergestellt werden, um dadurch ihre zentrale Rolle in der Konstruktion vor-nationaler Identitäten herauszuarbeiten.
Abstammungsmythen und Völkergenealogien im frühneuzeitlichen Ostseeraum
Forschungskolloquium
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