Jedes neue Editionsvorhaben sollte sich an den beiden Faktoren der „Funktions- und Gegenstandsbedingtheit“ (G. Seidel) messen lassen müssen. Dieses Begriffspaar gehört inzwischen zu den methodologischen Grundeinsichten der neugermanistischen Editionswissenschaft. Sie implizieren eine Differenzierung der editorischen Zielsetzungen, der textkritischen Verfahren, der spezifischen Überlieferungssituation des zu edierenden Gegenstandes und die Berücksichtigung der jeweiligen Arbeitsweisen. Überlegungen zum Adressatenkreis und zur Gebrauchsfunktion gehören ebenfalls in diesen Reflexionsrahmen. Auch spielt die Frage eine Rolle, in welchem Medium – als Buch, digitalisiert oder als Hybridausgabe – die Edition publiziert werden soll. Diese Fragen werden in den wissenschaftshistorischen Kontext gestellt. Ein Blick in die Kunstgeschichte soll schließlich helfen, die Problematik zu vertiefen bzw. mit anderen Beispielen perspektivisch zu erweitern.
Professor Dr. Bodo Plachta ist Literatur- und Editionswissenschaftler. Zu seinen Forschungsgebieten gehören die Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts, die Editionswissenschaft, die Zensur- und Buchgeschichte sowie Operntexte des 17. und 18. Jahrhunderts. Bodo Plachta veröffentlichte zahlreiche Monografien sowie Aufsätze und ist Mitherausgeber der Zeitschrift „Editio“.
Moderation: Professor Dr. Eckhard Schumacher
Arbeitsweisen und Editionsstrategien. Eine Annäherung aus historischer Perspektive
Öffentlicher Abendvortrag
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