In ungewöhnlicher Dichte und Aussagekraft dokumentieren mehrere Schriftstücke Erneuerungen und Umgestaltungen nach Einführung der Reformation im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg: Es handelt sich um Augenzeugenberichte, Visitationsprotokolle, Inventare und Korrespondenzen. Bei einer Zusammenschau darin geschilderter Aktionen und Kommunikationen gewinnen historische Prozesse infolge des Konfessionswechsels Konturen. Auslöser war Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg (1528-1589), der 1568 die Visitation der Frauenklöster in seinem Fürstentum anordnete. Die Folgen seiner Entscheidungen werden aus der Perspektive derjenigen geschildert, deren Lebensverhältnisse sich anschließend deutlich veränderten.
Britta-Juliane Kruse studierte Ältere und Neuere deutsche Literatur, Kunstgeschichte und Klassische Archäologie in Bonn und Berlin. Sie ist Privatdozentin an der Freien Universität Berlin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, aktuell mit dem Forschungsprojekt: ‚Ornament und Instrument. Funktionsgeschichte der Universitätsbibliothek Helmstedt.‘ 2016 erschien ihr neues Buch: ‚Stiftsbibliotheken und Kirchenschätze. Materielle Kultur in den Augustiner-Chorfrauenstiften Steterburg und Heiningen‘. Als Senior Fellow des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs forscht sie im akademischen Jahr 2016/2017 über die 1611 von Sophia Hedwig von Pommern Wolgast (1561-1631) an ihrem Witwensitz Loitz gegründete Kirchenbibliothek.
Moderation: Professor Dr. Monika Unzeitig