Außer Rand und Band. Söldner im 17. Jahrhundert

Öffentlicher Abendvortrag

Wenngleich Söldner offenbar ein epochen- und kulturübergreifendes Phänomen sind, gilt das 16. und frühe 17. Jahrhundert als „klassische Periode“ des europäischen Söldnerwesens. Söldner können dabei jenseits traditioneller militärgeschichtlicher Heran­gehensweisen als paradigmatische „Gewaltgemeinschaften“ verstanden werden, bei denen die Ausübung physischer Gewalt für das Agieren und Selbstverständnis sozialer Gruppen konstitutiv ist. Der spanisch-niederländische achtzigjährige Krieg (1568-1648) erlaubt in besonderem Maße, frühneuzeitliche Söldner als Gewaltgemeinschaften zu thematisieren. Praktiken des Beutemachens verdeutlichen den Zusammenhang von ökonomischer Rationalität und Logik der Gewaltausübung. Die systembedingt endemischen Meutereien wiederum erlauben es, die Logik der Gewalt aus der Handlungsperspektive einer Gewaltgemeinschaft zu analysieren. Gerade wo Gewalt eskalierte, lassen sich auch Grenzen solcher rationaler (ökonomischer) Gewaltlogiken diskutieren. Der Vortrag beleuchtet, wie sich die Wandlungen des Krieges um 1600 auf diese unterschiedlichen situativen Kontexte und damit auf das Gewalthandeln der Söldner ausgewirkt haben.

Horst Carl (* 1959 in Aachen) ist seit 2001 Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Gießen und seit 2004 Zweiter Vorsitzender des Arbeitskreises Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit. Seine Forschungen widmeten sich mehrfach verschiedenen Aspekten der Militärgeschichte, so etwa in seiner Dissertation zu den preußischen Westprovinzen im Siebenjährigen Krieg und in seiner Habilitationsschrift über den Schwäbischen Bund. Von 1998 bis 2001 war er zudem Mitarbeiter im Tübin­ger SFB 437 ‚Kriegserfahrungen. Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit‘.

Moderation: Prorektor Professor Dr. Michael North


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