Zwischen 1870 und 1920 erschüttern immer wieder schreckliche Pogrome das Leben der Ostjuden im Russischen Imperium und später im jungen Sowjetrussland. Zahlreiche ostjüdische Maler und Autoren versuchen dieser traumatischen Gewalterfahrungen künstlerisch habhaft zu werden. Wichtige jiddische Pogromtexte sind, da unübersetzt, noch unserem kollektiven Gedächtnis verschlossen, viele der Bilder nur einem eingeweihten Publikum vertraut.
Der Vortrag stellt einige namhafte Pogromautoren und -künstler vor. Er spannt den Bogen von jiddischen Pogromtexten hin zum russisch-jüdischen Autor Isaak Babel’. Die Texte werden aber auch im Lichte der Malerei betrachtet: Was kann ein Bild, was ein Text hinsichtlich der Darstellung von Gewalt leisten?
Sabine Koller studierte Romanistik und Slavistik in Regensburg, Grenoble und Sankt Petersburg. 2002 wurde sie im Fach Slavistik zum Thema Das russische Theater der Avantgarde (K.S. Stanislavskij und V.E. Mejerchol’d) und der 1990er Jahre (Lev Dodin und Anatolij Vasil’ev) promoviert. Sabine Koller ist seit 2006 Dilthey-Fellow der Volkswagen Stiftung am Institut für Slavistik der Universität Regensburg (Forschungsprojekt „Ostjudentum in Literatur und Malerei: Marc Chagall“). Seit 2007 ist sie desweiteren Mitglied der Jungen Akademie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.
Für das Übersetzungs- und Ausstellungsprojekt zu Joseph Opatoshus jiddischer Novelle Ein Tag in Regensburg wurde sie 2009 mit dem Professor-Josef-Engert-Preis der Stadt Regensburg ausgezeichnet.
Moderation: Dr. Klavdia Smola