Anfang der 1590er Jahre kommt Michelangelo Merisi da Caravaggio aus Mailand nach Rom und findet im Kardinal del Monte seinen ersten Mäzen. Kurioserweise entstehen in dieser Zeit keine religiösen Historien, sondern Genrebilder, deren homoerotischer Gehalt häufig konstatiert wurde. Der Vortrag fragt zum einen, warum sich Caravaggio als Genremaler in Szene setzt, und zum anderen, ob und inwiefern sein Gemälde „Junge, von einer Eidechse gebissen“ die Zensur überlistet und einen homoerotischen Hintersinn aufweist.
Jürgen Müller hat seit 2002 den Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte an der Technischen Universität Dresden inne. Er absolvierte sein Studium in Bochum, Münster, Paris, Pisa und Amsterdam und promovierte 1992 in Bochum. Gastprofessuren führten ihn nach Paris, Berlin, Marburg und Bordeaux. Seine Forschungen umfassen die Kunst der Frühen Neuzeit sowie die Fotografie und den Film. In den Jahren 2006/07 erhielt er die Rudolf-Wittkower-Forschungsprofessur an der Bibliotheca Hertziana. 2011/12 war er Senior Fellow am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie in Weimar. Im Sommersemester 2016 wird er als Senior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald über die Genremalerei Caravaggios forschen.
Moderation: Professor Dr. Michael North