Das Geschlecht der Medizin. Individualität in medizinischen Konzepten und Praktiken des 19. und 20. Jahrhunderts

Interdisziplinäre Fachtagung

Die Geschichte der Medizin erlebt eine Neuorientierung: Früher als historistische Erfolgsgeschichte männlicher Ärzte geschrieben, wird heute eine kritische Auseinandersetzung mit medizinischen Praktiken betont. Studien zeigen, dass medizinische Forschung oft auf den männlichen, mitteleuropäischen Körper zugeschnitten ist, was zu schlechterer Versorgung anderer Gruppen führt. Frauen operieren häufiger komplikationsfrei, und medizinische Gutachten spielen eine große Rolle bei der Anerkennung von Transidentitäten. Diese Aspekte verdeutlichen, dass Gender und Medizin eng verwoben sind.

Die Tagung untersucht dieses Verhältnis und die gesellschaftliche Dimension der Medizin in der Neuzeit. Besonders im 19. Jahrhundert führten Zeit-Raum-Kompression und politische Strömungen zu unterschiedlichen geschlechtsspezifischen Anforderungen an die Medizin. Hegemoniale Medizin wurde oft gewaltsam durchgesetzt und legitimierte biopolitische Maßnahmen. Die Tagung zielt auf eine kritische Wissensgeschichte von Medizin und Geschlecht ab und untersucht hegemoniale Geschlechterkonzepte, deren Wandelbarkeit, und ihren Einfluss auf Diagnostik, Therapie und Forschung. Zudem wird der Einfluss von Wirtschaft, Religion und Politik auf geschlechtsspezifische medizinische Praktiken analysiert, ebenso wie die Autonomie der Patient*innen und das Ringen um Deutungshoheit über den eigenen Körper in verschiedenen Kontexten.

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