Der Vortrag bringt den Zuhörern das Golfstromsystem in verständlicher Art näher. Es soll gezeigt werden, was Kieler Wissenschaftler heute mit Hilfe von Beobachtungen und Simulationen am Computer über die Veränderungen im Klimawandel herausgefunden haben. Zum Beispiel direkte Strömungsmessungen im Bereich des „tiefen Randstroms“ unter Federführung des GEOMAR am Ausgang der Labradorsee östlich von Neufundland zeigen zwar große Schwankungen auf Zeitskalen von Wochen und Monaten, aber bislang keine dramatischen langfristigen Trends. Ozeanmodelle können das hochkomplexe System mittlerweile recht realistisch abbilden. Im Klimawandel wird ein Abschwächen des Golfstromsystems erwartet. Einen solchen Trend nachzuweisen, ist eine Herausforderung, der sich die Wissenschaft in internationaler Zusammenarbeit stellt. Eine gemeinsame Betrachtung von Messdaten und Modellen erlaubt es uns, eine Art „Frühwarnsystem“ zu entwickeln, das Klimawandel verursachte Trends von natürlichen Schwankungen zu trennen vermag und belastbare Aussagen zum Ozean der Zukunft ermöglicht.
Martin Visbeck hat in Kiel physikalische Ozeanographie studiert und auch in dem Gebiet promoviert. Er hat zwei Jahre am MIT in den USA geforscht und weitere zehn Jahre am Lamont Doherty Earth Observatory der Columbia Universität in New York. Seit 2004 ist er Leiter der Forschungseinheit „Physikalische Ozeanographie“ des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Professor für Ozeanographie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er ist u.a. Mitglied des „Scientific Committees” des Weltklimaforschungsprogramms (WCRP), des Governing Boards des International Science Council (ISC) und Leiter des DITTO ‚Digital Twin of the Ocean Programms der „UN Decade of Ocean Science for Sustainable Development (2021-2030)“. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Ozeandynamik und Klimavariabilität, integrierter Ozeanbeobachtungen, Digitaler Zwillinge des Ozeans und der nachhaltigen Entwicklung im Kontext der Mensch-Ozean-Beziehung.
Moderation: Professor Dr. Christian von Savigny
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