Lange Zeit galt das Markusevangelium als eine dezidiert nichtjüdische Schrift. Als Kehrseite der im Text vollzogenen „Hinwendung zu den Heiden“ wurde regelmäßig eine „Abkehr von Israel“ ausgemacht. Seit einigen Jahren aber wandelt sich das Bild; mittlerweile wird häufig dafür plädiert, das Markusevangelium auf die eine oder andere Art „jüdisch“ zu lesen. Diese Debatte betrifft in exemplarischer Weise die grundlegende Einordnung der christlichen Literatur des 1. Jahrhunderts. Haben wir es speziell bei den Evangelien mit Zeugnissen eines religionsgeschichtlichen Ablösungsprozesses zu tun? Tritt hier also bereits – ansatzweise zumindest – das Christentum als eine eigenständige Religion aus dem Judentum hervor? Oder kommt es erst in deutlich späterer Zeit zu einer solchen Trennung? Wenn letzteres der Fall ist, dann müssen die Schriften des Neuen Testaments grundsätzlich anders verstanden werden, als dies den größten Teil des 20. Jahrhunderts hindurch üblich war. Was das aber im einzelnen für das Markusevangelium heißt, ist noch längst nicht deutlich. Es ergeben sich so weitreichende Konse-quenzen, daß es sinnvoll schien, dem Thema„Das Markusevangelium als jüdischer Text“ eine eigene Tagung zu widmen. Die Diskussion soll dabei möglichst breit geführt werden: orientiert an unterschiedlichen Perikopen und unter Verwendung unterschiedlicher Methoden.
Die Tagung soll einerseits Fachkollegen aus dem In- und Ausland die Gelegenheit zu einem Ideenaustausch geben, andererseits ist sie für exegetisch und historisch interessierte Studierende gedacht.
Das Markusevangelium als jüdischer Text
Sommerschule
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