Seit der Expansion der Druckindustrie im 19. Jahrhundert wird Geschwindigkeit für die Literatur zu einer entscheidenden Frage: nicht allein thematisch, sondern in den Schreib- und Leseprozessen. Der Vortrag fragt nach der Tempo-Regulierung und Tempo-Verweigerung seit Balzac und Dumas. Im Zentrum stehen zwei Autoren des 20. Jahrhunderts, die auf höchst unterschiedliche Weise in den Archiven ihre Geschwindigkeitsreflexion hinterlegt haben: Wolfgang Koeppen, dessen Geschichte mit Greifswald eng verbunden ist, und Walter Kempowski, der, im benachbarten Rostock geboren, in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden wäre.
Marcel Lepper leitet seit 2018 das Literaturarchiv der Akademie der Künste und ist seit 2018 Außerplanmäßiger Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Stuttgart, mit Schwerpunkten in den Bereichen Literatur- und Ideengeschichte, Wissenschaftsgeschichte, Textkritik, Provenienzforschung. Zuletzt erschien u. a.: Goethes Euphrat. Philologie und Politik im West-östlichen Divan. Göttingen: Wallstein, 2016; (Hg., zusammen mit Hendrikje Schauer): Titelpaare. Ein philosophisches und literarisches Wörterbuch. Stuttgart/Weimar: W&N, 2018.
Moderation: Professor Dr. Eckhard Schumacher