Können wir das Universum hören? Auf den ersten Blick ist das eine unsinnige Frage, denn natürlich gibt es im Weltall keine Luft, in der sich der Schall ausbreiten könnte. Wenn aber unsere Ohren nur empfindlich genug wären, dann könnten sie auf eine besondere Art von Wellen reagieren: auf Gravitationswellen! Vor mehr als 80 Jahren sagte Albert Einstein die Existenz von Gravitationswellen als Konsequenz seiner Allgemeinen Relativitätstheorie voraus. Gravitationswellen sind winzige Verbiegungen des Raumes und der Zeit, die von schnellbewegten, großen Massen erzeugt werden und sich mit Lichtgeschwindigkeit wellenförmig ausbreiten. Sie wurden noch nie direkt nachgewiesen. Mehrere laserinterferometrische Gravitationswellendetektoren mit Armlängen von Kilometern werden gegenwärtig auf der Erde betrieben, um Gravitationswellen zu erforschen, darunter auch GEO600 in der Nähe von Hannover. Bald folgen Detektoren im Weltraum mit Millionen Kilometern Armlänge, insbesondere die ESA/NASA Satelliten-Mission LISA. Ausgangspunkt für diese geheimnisvollen Wellen könnten z. B. verschmelzende Doppelsterne, Neutronensterne, Supernovae, Schwarze Löcher und der Urknall sein. Ihre Beobachtung erfordert modernste Lasertechnologie und Messungen an der quantenmechanischen Nachweisgrenze.
Karsten Danzmann (*1955 in Rotenburg/Wümme) ist Leiter des Instituts für Gravitationsphysik der Universität Hannover und Direktor des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut). Nach dem Studium der Physik an der TU Clausthal und an der Universität Hannover promovierte er am Institut für Plasmaphysik der Universität Hannover. Anschließend war Danzmann für zwei Jahren als DFG-Gastwissenschaftler an der Stanford University (USA) und ab 1983 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Berlin tätig. Es folgte eine Assistenzprofessur an der Stanford University (USA), an die sich eine Stelle als Projektleiter für Gravitationswellen am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching anschloss.
Moderation: Dr. Christian Suhm