Die Geschichte des Wissens wird oft als immanente Fortschrittsgeschichte erzählt, in der überlegene Theorien und bessere Argumente den Sieg davontragen. Seltener geraten die vermeintlich äußeren Praktiken und Dynamiken der Wissensproduktion in den Blick, die zur Herausbildung von Ideen und Theorien an einem bestimmten Ort und zu einer gegebenen Zeit führen. Am Fallbeispiel Lemberg soll vorgeführt werden, wie dort in der Zwischenkriegszeit sich der Formierungs- und Fixierungsprozess von Meinungen und Theorien durch die Zirkulation und Transformation von Leitbildern, Schlüsselbegriffen und zentralen Themen vollzog. In den Blick geraten so die Allianzen und Konkurrenzen, Austausch- und Ausgrenzungsstrategien, die die Durchsetzung neuer Denk- und Schreibformen möglich machten. Dabei soll vor allem der Kampf um eine moderne Ästhetik und um den Begriff der ‚Wirklichkeit‘ in der Kunst, Kunsttheorie und -philosophie im Zentrum der Untersuchung stehen.
Sylwia Werner studierte Germanistik an der Universität Olsztyn (Polen) und an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. 2010 promovierte sie an der Freien Universität Berlin. Im Sommersemester 2017 ist sie Fellow des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs.
Moderation: Dr. Roman Dubasevych