„ ... Dass ein Mensch würde umbracht für das Volk ... “ (Joh. 18, 14) Judenfeindliche Töne in der Johannespassion von J. S. Bach? – Wer hört sie und wie klingen sie?

Öffentlicher Abendvortrag

Die vier Evangelien stammen aus verschiedenen Gemeinden und verschiedenen Zeiten. Vor allem ihre Passionsdarstellungen spiegeln die schmerzliche Trennung der jüdischen Jesusanhänger von der Mehrheit des jüdischen Volkes wider, was ihre Einseitigkeit erklärt. Sie unterscheiden sich aber in der Schärfe judenfeindlicher Darstellung, ablesbar an den Antworten auf die Frage, wer für die Kreuzigung Jesu verantwortlich sei: Vom ältesten Evangelium (Markus) bis zum jüngsten (Johannes) zeigt sich die Tendenz, die Römer (Pilatus) zu entlasten und im gleichen Zug generalisierend „die Juden“ zu belasten. Besonders die dramatischen Judenchöre aus Bachs Johannespassion machen dies hörbar.
Professor em. Dr. Johann Michael Schmidt (geb. 1934 in Altona) studierte in Hamburg und Heidelberg Evangelische Theologie. Nach einer Lehrtätigkeit in Hamburg und Göttingen wurde er 1970 auf den Lehrstuhl für Evangelische Theologie und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Rheinland, Abteilung Neuss, berufen. Seit 1980 wirkte er an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln mit dem Schwerpunkt Bibelwissenschaft. Seit der Emeritierung 1999 übt Johann Michael Schmidt ehrenamtlich kirchenmusikalische Tätigkeiten aus und war in kirchenleitenden Gremien tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind Bibelwissenschaft und das Verhältnis von Christen und Juden sowie von Theologie und Musik.
Moderation: Pfarrer Reinhard Lampe


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