Der schwierige Weg des blauen Ritters: Mittelalterliche Farbentscheidungen und die Deutungen der Moderne

Öffentlicher Abendvortrag

Haben Farben eine mittelalterliche Geschichte? In populären Darstellungen wird diese Möglichkeit nicht in Erwägung gezogen. Wirksam dafür ist ein Mittelalterbild, das von fest geordneten und beharrenden mittelalterlichen Verhältnissen auszugehen gewohnt ist. Doch das vermeintlich so beharrende Mittelalter zeigt sich in der Kleidungswahl als farblich bewegte Epoche. Der Vortrag zeigt dies am Aufstieg des blauen Ritters. Während die Auftritte von schwarzen, roten und grünen Rittern bereits in der höfischen Literatur des 13. Jahrhunderts häufiger sind, fehlt im Spektrum dieses Jahrhunderts gerade diejenige Farbe, die sich heute in der europäischen Kultur der höchsten Popularitätswerte erfreut: Einem blauen Rittern begegnet man nicht.

Stephan Selzer, geboren 1968, ist seit 2008 Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Er studierte und forschte seit 1989 an den Universitäten von Kiel, Greifswald und Halle sowie in Italien. Seine Forschungsschwerpunkte werden bezeichnet durch die Themen „Ritterlich-Höfische Kultur“, „Krieg und Gesellschaft im Mittelalter“ sowie „Geschichte der Hanse“.

Moderation: Professor Dr. Monika Unzeitig

 

Vortragsreihe: „Farbiges Mittelalter“
Die Vortragsreihe will einen Zugang zum Mittelalter über seine visuelle Kultur eröffnen und Einblick in die Alterität sowie die spezifischen Bedeutungen mittelalterlicher Farbigkeit geben. Im Fokus stehen Fragen der Materialität ebenso wie der vielfältigen Verwendung, Semantik, Symbolik, Funktion und Wirkung von Farbe und Farbigkeit.
In welchem Maße Farbe und Farbigkeit derzeit Thema und Gegenstand einer kulturwissenschaftlichen und interdisziplinären Mediävistik sind, zeigen die Vorträge von sechs Referentinnen und Referenten. Sie umfassen das breite Spektrum von der Bezeichnung über die Herstellung von Farben, die Entwicklung von Kolorierungstechniken bis hin zur Farbsprache und -symbolik in verschiedenen Bereichen der Kultur – Buchdruck, Sprache, bildende Kunst und Liturgie – sowie ihre Bedeutung in Literatur und Gesellschaft. Auch der moderne Blick auf mittelalterliche Farbkonzepte wird aus der Perspektive verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen zur Sprache kommen.

Der Eröffnungsvortrag am 23. Oktober 2017 findet im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald, Martin-Luther-Straße 14, statt. Die weiteren Vorträge finden im Hörsaal des Instituts für Deutsche Philologie in der Rubenowstraße 3 statt.

TERMINE UND THEMEN

Montag, 23. Oktober 2017 · 18.15 Uhr
» Der schwierige Weg des blauen Ritters: Mittelalterliche Farbentscheidungen und die Deutungen der Moderne
Professor Dr. Stephan Selzer
Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg

Montag, 13. November 2017 · 18.15 Uhr
» Das bunt gedruckte Mittelalter: Anfänge des europäischen Farbdrucks 1400–1500
Dr. Ad Stijnman
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Montag, 27. November 2017 · 18.15 Uhr
» Vom praktischen Umgang der Maler mit Farben und ihrer Farbwirkung heute: Erkenntnisse über Gemälde des 15. Jahrhunderts aus technologischen Untersuchungen und Maltraktaten
Dipl.-Rest. Dr. Babette Hartwieg
Staatliche Museen zu Berlin

Montag, 11. Dezember 2017 · 18.15 Uhr
» Der Name der Farbe: Zur Verwendung und Bedeutung von Farbbegriffen im Altost- und Altwestnordischen
Dr. Regina Jucknies
Universität Köln

Montag, 8. Januar 2018 · 18.15 Uhr
» Farbige Paramente: Textilien und ihre farbliche Gestaltung in der Liturgie des Mittelalters
Professor Dr. Jürgen Bärsch
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Montag, 22. Januar 2018 · 18.15 Uhr
» Farbe und Materialität: Glasmalerei und Skulptur im Naumburger Westchor
Dr. Maria Deiters
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

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