Die Angst vor Vernichtung und der ewige Bund: Die Verortung des Estherbuches im Judentum und in jüdischer Theologie

Obwohl das Buch Esther im Kreis der biblischen Handschriften vom Toten Meer aus diversen Gründen fehlt, hat es einen einzigartigen Ort im Judentum, der jüdischen Theologie und im jüdischen Denken. Eine große Zahl von Kommentaren, Balladen, Gedichten, Essays, Kunstwerken usw. sind zu allen Zeiten und Orten der jüdischen Geschichte und Kultur verfasst worden. Das Buch Esther drückt tiefes Erschrecken des jüdischen Volkes aus Angst vor der völligen Vernichtung aus, die in der hebräischen Bibel sowie in einigen außerbiblischen Quellen dokumentiert ist. Esther gibt Antworten auf die Angst, und daraus abgeleitet die theologische Botschaft, dass Gott Israel nie verlässt. Er ist der treue Gott. Dennoch zeigt die historische Realität der jüdischen Diaspora etwas Anderes. Der Vortrag befasst sich daher auch mit dieser Theologie, der Geschichte und mit uns als Post-Sho’ah Leser von Esther. 
Professor Dr. Isaac Kalimi von der Universität Chicago ist in diesem Jahr „A Fellow of the Royal Flemish Academy of Belgium for Science and the Arts“ und hielt 2011 die „Fulbright Distinguished Professur“ an der Universität Salzburg. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter: Das Chronikbuch und seine Chronik (2013); The Retelling of Chronicles in Jewish Tradition and Literature: A Historical Journey (2009); An Ancient Israelite Historian (2005); Early Jewish Exegesis and Theological Controversy (2002); Zur Geschichtsschreibung des Chronisten (1995). Seine Monographie, The Reshaping of Ancient Israelite History in Chronicles (2005), war Gewinner des R.B.Y. Scott Award der Canadian Society of Biblical Studies „in Anerkennung eines herausragenden Buches in den Bereichen der hebräischen Bibel und des Alten Orients.“ Prof. Kalimi ist Herausgeber mehrerer Bücher, z.B. Jewish Bible Theology und New Perspectives on Ezra-Nehemiah (beide 2012) und publiziert in international renommierten Fachzeitschriften.
Moderation: Professor Dr. Stefan Beyerle