Der Greifswalder Dom St. Nikolai stellt nicht nur ein imposantes Zeugnis der norddeutschen Backsteingotik dar, mit seiner Umgestaltung im frühen 19. Jahrhundert haben auch gestalterische Vorstellungen und Stilempfinden der Frühromantik deutliche Spuren hinterlassen. Neben dem Architekten Johann Gottlieb Giese und dem Kunsttischler Christian Adolf Friedrich war maßgeblich der Berliner Orgelbauer Carl August Buchholz an der Umgestaltung des Dom-Interieurs beteiligt. Er baute in das von Giese entworfene und von Friedrich ausgeführte neogotische Gehäuse 1831 ein Orgelwerk, das den klanglichen Vorstellungen und Ideen der Frühromantik voll entsprach und den Greifswalder Dom auch klanglich auf die Höhe seiner Zeit brachte. Bei der letzten umfassenden Renovierung des Doms in den 1980er Jahren hat sich Vieles verändert. Das Inventar ist noch in Teilen erhalten, und insbesondere bestimmen der helle Verputz und das hölzerne Inventar - Kanzel, Altar und Gestühl - das Bild des Innenraums. Die Orgel wurde 1988 unter Verwendung nur noch weniger Buchholz-Register im alten Gehäuse unter Berücksichtigung neuer klanglicher Vorstellungen neu erbaut.
Mit der Tagung wird der Versuch unternommen, die romantische Konzeption des Innenraums von St. Nikolai und die ursprüngliche technische wie klangliche Gestaltung der Buchholzorgel wieder aufzudecken. Dabei treten verschiedene Disziplinen wie Kunstgeschichte und Denkmalpflege, Liturgiewissenschaft, Theologie und allgemeine Geistesgeschichte, Musikwissenschaft und Organologie in einen interdisziplinären Dialog.