Um die deutsche Einheit angemessen beurteilen zu können, müssen wir uns erstens klar machen, dass es genauer besehen um vier Prozesse ging: die Herbstrevolution, die staatliche Vereinigung selbst, für die es der internationalen Zustimmung bedurfte, die doppelte Transformation von der Diktatur zur Demokratie und von der zentralen Planwirtschaft zur sozialen Marktwirtschaft sowie die Überwindung eines technologischen Rückstands von fünfzehn bis zwanzig Jahren. Zweitens brauchen wir Maßstäbe zur Beurteilung des Standes der deutschen Einheit. Ich habe vier: nationale Einheit im europäischen Maßstab und in der deutschen Geschichte sowie den Vergleich mit den Transformationsprozessen in den anderen ehemals sozialistischen Ländern und mit den Verhältnissen in der DDR. Drittens möchte ich einige ostnostalgische und westnostalgische Argumente unter die Lupe nehmen.
Richard Schröder wurde 1943 in Frohburg/Sachsen geboren und studierte Theologie sowie Philosophie an den kirchlichen Hochschulen in Naumburg und Berlin. Nach seiner Assistenzzeit war er als Pfarrer in Wiederstedt/Harz tätig. 1977 wurde Schröder promoviert und arbeitete anschließend als Dozent für Philosophie an den kirchlichen Hochschulen in Naumburg sowie in Berlin. Als Auszeichnung für seine besonderen Verdienste verlieh ihm die Theologische Fakultät Göttingen 1992 die Ehrenpromotion. Eine Berufung auf den Lehrstuhl für Philosophie in Verbindung mit Systematischer Theologie an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin folgte im Februar 1993. Schröder wurde zudem 1990 Mitglied der frei gewählten Volkskammer der DDR und später des Bundestages. Desweiteren folgten von 1995 bis 2000 der Vorsitz des Kuratoriums der EXPO 2000 und von 1998 bis 2000 das Amt des 1. Vizepräsidenten der Humboldt-Universität zu Berlin.
Moderation: Professor Dr. Bärbel Friedrich