Die Erfindung der „Völkerwanderung“

Alumni Fellow Lecture,Öffentlicher Abendvortrag
Foto: Vincent Leifer

In der 1. Alumni-Fellow-Lecture resümiert Dr. Stefan Donecker, Fellow-Jahrgang 2010/11, sein Fellowship am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg in Greifswald. Dabei geht er neben persönlichen Aspekten auch auf die inhaltliche Weiterentwicklung seiner Forschung während des Jahres in Greifswald und danach ein. Nach seinem Fellowship war Stefan Donecker 2011 am Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ in Konstanz tätig. Seit Herbst 2012 forscht er am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Die Alumni-Fellow-Lectures sollen im Sommersemester während des jährlichen Alumni-Fellow-Treffens der Greifswalder Fellows stattfinden und für Mitglieder des Alumni-Fellow-Vereins offen sein. Die Meistererzählung des deutschen Nationalismus und ihre geistesgeschichtlichen WurzelnDie Idee einer „germanischen Völkerwanderung“ zählt seit der Nationalromantik zu den zentralen Motiven nationaler Identitätsstiftung in Deutschland: In ihren Eroberungszügen zwischen dem späten 4. und dem 6. Jahrhundert haben Goten, Vandalen, Langobarden und andere germanische Völker, so die patriotische Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts, das Römische Reich in die Knie gezwungen und dabei ein zeitloses Beispiel heldenhafter Tugend gegeben, auf das die Deutschen, als ihre Nachfahren, mit Stolz zurückblicken können. Die moderne Forschung zur Geschichte des Frühmittelalters hat aufgezeigt, wie unzutreffend eine solche Deutung ist. Umso wichtiger ist es, nach dem Ursprüngen dieses wirkungsmächtigen nationalen Mythos zu fragen: Der Vortrag thematisiert die Entstehung des Völkerwanderungs-Narrativs im Geschichtsdenken der Frühen Neuzeit, zwischen Humanismus und Frühaufklärung, um dadurch einen Beitrag zur Analyse der geistesgeschichtlichen Wurzeln des deutschen Nationalismus zu leisten. 


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