In der Kirche zu Zarrentin am Schaalsee (Mecklenburg-Vorpommern) begegnet man herausragenden Artefakten aus der Reformationszeit und Zeugnissen der frühen lutherischen Bildkultur. Die 1534 fertiggestellte Kanzel verfügt über fünf geschnitzte Reliefs, hatte ihren Ort ursprünglich in der Marienkirche zu Lübeck und gilt als die älteste lutherische Kanzel. Nachdem in St. Marien 1691 eine neue spätbarocke Kanzel errichtet worden war, erwarb der Zarrentiner Pastor Nikolaus Andreae den nicht mehr benötigten alten Predigtstuhl und schenkte ihn 1699 seiner Gemeinde. Im Rückblick handelt es sich um einen wahren Glücksfall, vor allem vor dem Hintergrund, dass fast die gesamte Kirchenausstattung von St. Marien im Zweiten Weltkrieg infolge der Bombardements in der Nacht zum Palmsonntag 1942 den Flammen zum Opfer fiel. Der Vortrag befaßt sich mit dem Inschriften- und Bildprogramm der Kanzel vor dem Hintergrund sowohl exegesehistorischer als auch ikonographischer Traditionslinien der Reformationszeit.
Johann Anselm Steiger ist Universitäts-Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte (Reformation und Neuzeit) am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg und Sprecher des Graduiertenkollegs ‚Interkonfessionalität in der Frühen Neuzeit‘ der Fakultät für Geisteswissenschaften. 1992 promovierte er in Heidelberg, 1994 habilitierte er sich in Leipzig und wurde 2001 nach Hamburg berufen. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die Reformation, die lutherische Theologie und Frömmigkeit der Barockzeit, die Aufklärung, die Auslegungs- und Mediengeschichte der Bibel, die Grenzgebiete zwischen Historischer Theologie, Literatur- und Kunstgeschichte sowie die Editorik. Johann Anselm Steiger ist im akademischen Jahr 2014/15 Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald.
Moderation: Professor Dr. Heinrich Assel
Die erste reformatorische Kanzel. Zur Intermedialität der Lübecker Kanzel in Zarrentin
Fellow Lecture,Öffentlicher Abendvortrag
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