„Ritter“ hat die Geschichtswissenschaft seit jeher gerade unter Kaisern und Königen ausgemacht, in der Frühen Neuzeit vorzugsweise „letzte Ritter“. Diese Tagung soll Formen und Wandlungen der ritterlich-heroischen Selbststilisierung der europäischen Monarchie zwischen Vergangenheitsorientierung und Anpassungsnotwendigkeit herausarbeiten. Ihren Ausgangspunkt findet sie bei den „ewigen“ literarischen Vorbildern des Rittertums – auch und gerade in seiner „königlichen“ Variante. Ein erster Schwerpunkt liegt bei den gekrönten Rittern der Renaissance. Hierbei geht es jedoch nicht nur um die bekannten westeuropäischen „Modelle“ des Genres, sondern auch um die Aufnahme des Ideals in Nordosteuropa. Gefragt wird aber ebenso nach Gegenmodellen bzw. Alternativen und ebenso nach Krisenmomenten des heroischen Musters. Es wird untersucht, wie verschiedene europäische Dynastien mit dem ritterlichen Erbe der Monarchie umgingen, was jeweils vom miles Christianus blieb. Und es wird insbesondere betrachtet, wie sich militärische Professionalisierung und ritterliches Ideal auf der monarchischen Ebene vertrugen bzw. nicht vertrugen. Der Roi-Chevalier wurde seit dem 17. Jahrhundert zum Roi-Connétable, der nicht nur „Haltung“ zeigte, sondern jederzeit operative wie organisatorische Entscheidungen traf oder zu treffen vorgab. Denn diese Connétablerie war zumeist nur imaginiert, und die Imagination ließ sich mit der zunehmend geforderten militärischen Expertise immer schwerer in Übereinstimmung bringen. Aus dieser Diskrepanz ergibt sich der Blick ins 19. Jahrhundert, in dem die Monarchen tendenziell zu Darstellern oder gar „Militärschauspielern“ wurden, deren Glaubwürdigkeit mal höher ausfallen konnte, mal geringer, und die in einem sehr bezeichnenden Fall, dem Wilhelms II., mit ihren Darstellungen jenseits jeder Glaubwürdigkeit zumindest in Deutschland zur finalen Diskreditierung der Monarchie nicht unwesentlich beitrugen.
Die heroische Monarchie Königtum und ritterliches Erbe in der Frühen Neuzeit
Internationale Fachtagung
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