Die Schlösser Ludwigs II. von Bayern – garantiert kein Kitsch!

Öffentlicher Abendvortrag

Ludwig II. von Bayern gehörte der Riege der tragischen Herrscher des 19. Jahrhunderts an, die an der unzeitgemäßen Aufgabe scheiterten, in Zeiten der fortschreitenden Konstitutionalisierung und Verbürgerlichung weiterhin monarchisch regieren zu müssen. In seinen Architektur­utopien – und nichts anderes sind seine gerne fälschlich so genannten „Märchenschlösser“ – kristallisieren sich Fluchthoffnungen aus einer sich modernisierenden Umwelt. In seinen akribischen Rekonstruktionen vergangener Stile wurde er zum Archivar und Historiker, der vergangene Epochen in allen Details authentisch nachbilden ließ, um sich von der Vergangenheit diejenige Legitimation liefern zu lassen, die ihm die Gegenwart verweigerte. Mit Kitsch hat das denkbar wenig zu tun, denn das Bauen war für Ludwig II. eine Angelegenheit auf Überleben und Tod. Christine Tauber war von 1993 bis 2001 wissenschaftliche Assistentin am Historischen Seminar der Universität Bonn. 1997 wurde sie mit einer Arbeit über „Jacob Burckhardts ‚Cicerone’. Eine Aufgabe zum Genießen“ in Bonn promoviert. Sie habilitierte sich 2005 an der Universität Konstanz mit einer Arbeit zu „Manierismus und Herrschaftspraxis. Die Kunst der Politik und die Kunstpolitik am Hof von François Ier“ (veröffentl. 2009) in Kunstgeschichte und Kulturgeschichte. Sie ist Mitherausgeberin mehrerer Bände der Jacob-Burckhardt-Gesamtausgabe und freie Mitarbeiterin der Süddeutschen Zeitung. Von ihr liegen zahlreiche Publikationen zur Kunst- und Kulturgeschichte der italienischen und französischen Renaissance, der Revolutionszeit und des 19. Jahrhunderts sowie zur Geschichte der Kunstgeschichtsschreibung vor.
Moderation: Dr. Charis Goer 


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