Die Spur der Gewalt – Zur Ästhetik Heiner Müllers

Öffentlicher Abendvortrag

Mitte der 1970er Jahre vollzieht Heiner Müllers Werk jenen postutopischen Bruch, der das kurze Jahrhundert der Extreme, wie Eric Hobsbawn das 20. Jahrhundert nennt, von unserem Heute trennt. Statt der Gewalt kollabiert die Utopie bzw. das Projekt Geschichte, das eben diese Gewalt beenden sollte. Zugleich setzt jener Terror ein, in dem pathologische und politische Motive ununterscheidbar verschmelzen und der jenes gegenwärtige Zeitalter konstituiert, das – mit Jacques Rancière gesprochen – unendliche Gerechtigkeit situieren will.

Frank M. Raddatz ist Publizist und Dramaturg an diversen Theatern. Neben Heiner Müller arbeitete er u.a. mit Dimiter Gotscheff, Theodoros Terzopoulos, Einar Schleef und Tadashi Suzuki zusammen. Er war künstlerischer Leiter internationaler Kooperationen und von 2007 bis 2014 Mitglied der Chefredaktion von Theater der Zeit. Er lehrt an verschiedenen Universitäten, u.a. in Greifswald, und an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und lebt in Berlin. Seit 2014 ist er Publizist bei Lettre International.
Moderation: Dr. Sascha Löschner
 

TIPP:
Was die Menschen eint, sind die Geschäfte
Jürgen Holtz liest Texte von Heiner Müller

Donnerstag, 18. Februar 2016
20.00 Uhr im Theater Greifswald
Eintritt 6,- Euro

Der Grand Old Man des deutschen Theaters Jürgen Holtz liest Texte Heiner Müllers, des sprachgewaltigen Dramatikers der geschichtlichen Kollisionen im 20. Jahrhundert. Jürgen Holtz, der als Schauspieler in den 1960er Jahren in Greifswald als Hamlet Furore machte und in den 1990er Jahren im Fernsehen als „Motzki“ über die Wiedervereinigung schimpfte, war über viele Jahre mit dem Autor persönlich befreundet. Er verleiht den Texten jene Prägnanz, die sie als unvergleichliche Solitäre der deutschen Sprache erfahrbar macht. Der Publizist, Dramaturg und Theaterregisseur Frank Raddatz spricht im Anschluss mit Jürgen Holtz über dessen Werdegang, seine Auffassung von Theater und den Zusammenhang von Freiheit und Kunst.

Jürgen Holtz spielte unter anderem an der Berliner Volksbühne, am Deutschen Theater und am Berliner Ensemble. Er ist außerdem für Rundfunk, Film und Fernsehen tätig. Jürgen Holtz erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2013 den Berliner Theaterpreis und 2014 den Konrad-Wolf-Preis.


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