Die Taufe von Juden, Protestanten und Muslimen. Eine unbekannte Facette der Geschichte der Ukraine in der frühen Neuzeit

Fellow Lecture,Öffentlicher Abendvortrag

Obwohl die „orangene Revolution“  von 2004 ein allgemein als positiv empfundenes Bild der „neuen alten“ Ukraine transportiert hatte, wird das Land heute vor allem mit politischen Unruhen, Gaskrise und der russisch-ukrainischen Spaltung in Verbindung gebracht. Wie lassen sich die gegenwärtigen Entwicklungen vor dem Hintergrund der ukrainischen Geschichte des 17. Jh. begreifen?
Der Vortrag wird die historische Rolle der orthodoxen Kirche bei der Ausformung einer ukrainischen Identität beleuchten. Am Beispiel des Metropoliten Petro Mohyla und dessen Trebnik, soll verdeutlicht werden, wie in der frühen Neuzeit europäisches Gedankengut in die orthodoxe Tradition integriert wurde. Ein interessanter Aspekt sind dabei die differenzierten Taufriten, die mit ihren für Juden, Protestanten und Muslime jeweils unterschiedlichen Abschwörungsformeln und Glaubensbekenntnissen einen Einblick in die mehrsprachige, plurikonfessionale und vielschichtige Gesellschaft der ukrainischen Länder erlauben.

Giovanna Brogi Bercoff (*1943 in Aarau/Schweiz) ist Professorin für Slawische Philologie mit Schwerpunkt Russistik und Ukrainistik an der Universität Mailand.  
Zu Ihren Forschungsschwerpunkten zählen die Barockliteratur der Ukraine und Russlands, die kirchlich-geistliche Literatur der Ukraine in der frühen Neuzeit sowie die Funktion und der literarische Gebrauch von Mehrsprachigkeit in der frühneuzeitlichen Ukraine. Derzeit ist Professor Brogi Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald und forscht über die ukrainische religiöse Kultur und Literatur des 17. bis 18. Jh.

Moderation: Dr. Alexander Kratochvil


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