Die versuchte Überwindung von Sprachlosigkeit: Zur Leistung oppositioneller Diskurse der „inneren Emigration“ in der Zeit des Nationalsozialismus

Fellow Lecture,Öffentlicher Abendvortrag

Welche Möglichkeiten des öffentlichen Widerspruchs gibt es in Zeiten der „Sprachlosigkeit“? Kann man überhaupt unter solchen Umständen von einer Kommunikationsgemeinschaft reden? Das Lesen und Schreiben „zwischen den Zeilen“ war (nicht nur) im 20. Jahrhundert eine notwendige Fertigkeit in Diktaturen (nicht nur in Deutschland). Das Forschungsprojekt, in das der Vortrag einen Einblick gewähren soll, untersucht die Leistungen und Grenzen zweier verwandter Diskurse, der Sprachkritik und der Kulturkritik, als Orte des öffentlichen Widerspruchs und Einspruchs gegen die nationalsozialistische Herrschaft. Es geht von close readings aus und will damit zu einem besseren Verständnis der Begriffe „innere Emigration“, „Sprachlosigkeit“ und „geistige Opposition“ (die zu unterscheiden ist von „Widerstand“) beitragen, wie auch zu den Besonderheiten dieser Diskurse in ihrem Verhältnis zu den „für die Schublade“ gedachten Zeugnissen dieser Zeit und zu den im Exil entstandenen Diskursen.

William John Dodd (*1950) ist Professor of Modern German Studies an der University of Birmingham, England. Seine Forschungsinteressen gelten der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt im 20. Jahrhundert. Er ist der Autor von mehreren Publikationen zu Kafka (auch zu Kafkas Dostojewski-Rezeption), zur Literatur der „inneren Emigration“ der NS-Zeit und zur modernen Sprachkritik. Mit der Gewährung eines Leverhulme Major Research Fellowships (2000-2002) begann er, Diskurse über die Sprache im „Dritten Reich“ anhand von Dolf Sternbergers Nachlass und einer Untersuchung u.a. der Frankfurter Zeitung zu erforschen. Er legte 2007 eine Studie über Sternbergers politische Sprachkritik vor.

Moderation: Professor Dr. Jürgen Schiewe


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