Empirische Studien, wissenschaftliche Experimente und die Lebenserfahrung belegen, dass Menschen in vielen Situationen nicht aufgrund umfassender Informationen und rationaler Abwägung entscheiden. Sie handeln stattdessen nach Alltagsweisheiten, simplen Leitsätzen und Gewohnheiten oder lassen sich von Intuitionen und Bauchgefühlen leiten. Muss man ihnen deshalb ein irrationales Handeln gegen ihre eigenen Interessen attestieren und sie mit sanftem paternalistischem Druck zu ihrem Glück zwingen? Oder ist unser Rationalitätsmodell möglicherweise zu eng und man sollte das Konzept rationalen Handelns erweitern? In dem Vortrag wird bei diesen Fragen nicht Partei ergriffen, aber es wird anhand von zentralen sozialen Normen und Institutionen gezeigt, dass wir uns in wichtigen gesellschaftlichen Bereichen Umwelten geschaffen haben, die ein erfolgreiches Handeln nach Heuristiken und Faustregeln ermöglichen und fördern.
Michael Baurmann, geb. 1952, studierte Soziologie, Philosophie und Rechtswissenschaften. Seit 1997 hat er einen Lehrstuhl für Soziologie an der Universität Düsseldorf. Er war Fellow und Gastprofessor an der ANU in Australien, der NYU in New York, dem ITAM in Mexico und 2009/10 am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald. Seine Forschungsgebiete sind allgemeine soziologische Theorie, Moral und Vertrauen in Marktgesellschaften und soziologische Anwendungen der sozialen Erkenntnistheorie. Seit über 30 Jahren ist er Mitherausgeber der Zeitschrift Analyse & Kritik: Zeitschrift für Sozialtheorie.
Eine Hand wäscht die andere, Lügen haben kurze Beine und trau keinem über dreißig: Wie wir uns die Welt vereinfachen
Fellow Lecture,Öffentlicher Abendvortrag
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