Der Vortrag versucht, den Begriff des Auftritts für die Inszenierung von Geschlechterdifferenz fruchtbar zu machen und die Protokolle zu identifizieren, die ein weibliches von einem männlichen In-Erscheinung-Treten auf der Bühne unterscheiden. Ausgehend von Mozarts Die Zauberflöte soll zunächst das Auseinandertreten geschlechterspezifischer Auftrittsformen um 1800 beobachtet werden. An Beispielen der Oper des 19. Jahrhunderts werden anschließend die Bedingungen vorgestellt, unter denen die weiblichen Figuren der Moderne ihre spektakuläre wie flüchtige Auftrittskunst entwickeln. Dabei werden Realisierungen von Auftrittsmacht und Auftrittsohnmacht eine zentrale Rolle spielen.
Juliane Vogel ist Professorin für Neuere Deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Sie hatte Gastprofessuren an der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Princeton University und der Johns Hopkins University und der University of Chicago. Zu ihren Forschungsgebieten zählen Arbeiten zum Drama, zu den Grundlagen und Grundbegriffen europäischer Dramaturgie, zu den experimentellen Schreibweisen der Moderne, zur Literatur der Jahrhundertwende und zur österreichischen Literatur, insbesondere Hugo v. Hofmannsthal und Adalbert Stifter. Zu ihren Buchpublikationen zählen u. a. Die Furie und das Gesetz. Zur Dramaturgie der „großen Szene“ in der Tragödie des 19. Jahrhunderts, Auftreten. Wege auf die Bühne, sowie Aus dem Grund. Auftrittsprotokolle zwischen Racine und Nietzsche.
Moderation: Professor Dr. Eva Blome