Wie verstehen wir einander, wie nehmen wir den Anderen empathisch wahr? – Aus phänomenologischer Sicht geschieht dies über eine unbewusste Resonanz unserer Körper, die eine übergreifende „Zwischenleiblichkeit“ erzeugt. Unsere Gefühle gehören uns nicht alleine, sondern sie sind eingebettet in einen gemeinsamen leiblichen Raum. Zudem zeigen entwicklungspsychologische Forschungen, dass Empathie auf einem leiblichen Beziehungswissen beruht, das Babys schon in ihren frühen Interaktionen erwerben – eine „Musikalität“ für die Resonanzen sozialer Interaktionen. Diese Musikalität fehlt autistischen Kindern, weshalb sie an der Zwischenleiblichkeit nicht teilhaben können. Der Vortrag untersucht das empathische Verstehen aus phänomenologischer und psychopathologischer Sicht.
Thomas Fuchs ist Karl-Jaspers-Professor für Philosophie und Psychiatrie an der Universität Heidelberg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der phänomenologischen Psychologie und Psychopathologie sowie in der Theorie der Neurowissenschaften. Er veröffentlichte zuletzt Leib und Lebenswelt (2009) und Das Gehirn – ein Beziehungsorgan. Eine phänomenologischökologische Konzeption (5. Aufl. 2016).
Moderation: Dr. Christian Suhm