Finden und Erfinden. Geschichtsschreibung in Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften“

Öffentlicher Abendvortrag

Am Beispiel des 83. Kapitels des Mann ohne Eigenschaften – „Seinesgleichen geschieht oder warum erfindet man nicht Geschichte?“ – und der Essays, die ihm zugrunde liegen, versucht der Vortrag, Musils Verfahren der Geschichtserzählung neu zu beschreiben: als ein mikrologisches Verfahren, das in kleinsten Schritten einen kontingenten, aber motivierten Weg auslegt, der von kausaler Notwendigkeit ebenso weit entfernt ist wie vom Gesetz der großen Zahl; und als ein Verfahren nicht des Fingierens, sondern des Erfindens im Sinn der rhetorischen „ars inveniendi“ und im Sinn des wissenschaftlichen Begriffs der „Erfindung“, wie ihn Ernst Mach in Abgrenzung zur „Entdeckung“ definierte.

Inka Mülder-Bach (*1953) studierte Germanistik, Anglistik und Amerikanistik an den Universitäten Tübingen, Oslo und Berkeley und wurde 1984 in Tübingen promoviert. Anschließend war sie an der FU Berlin als wissenschaftliche Assistentin am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft tätig, wo sie sich 1995 habilitierte. Seit 2002 hat sie den Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur an der LMU München inne. Inka Mülder-Bach war Gastprofessorin an der Columbia University in New York und visiting fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaft in Wien. Seit 2006 ist sie Sprecherin der DFG-Forschergruppe „Anfänge (in) der Moderne“. Desweiteren war sie von 2008 bis 2010 Forschungsprofessorin im Rahmen des Zukunftskonzeptes LMUexcellent. Inka Mülder-Bach ist Mitherausgeberin von POETICA, Zeitschrift für Sprach- und Literaturwissenschaft.

Moderation: Professor Dr. Eckhard Schumacher
Themenabend: Fiktion und Geschichte


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