„Fluch des Kain“. Migration als Motiv frühneuzeitlicher Gelehrsamkeit in Nordosteuropa

Fellow Lecture,Öffentlicher Abendvortrag

Kaum ein Thema vermag in der aktuellen politischen Debatte dermaßen intensive Emotionen hervorzurufen wie die Frage der Migration. Doch die irrationalen Ängste, Stereotypen und Pauschalurteile, die Migrantinnen und Migranten entgegengebracht werden, haben eine lange Vorgeschichte. Der Vortrag geht der Frage nach, wie Gelehrte während der Frühen Neuzeit, zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert, das Phänomen der Migration wahrgenommen haben. Je nach Position und Präferenz des Autors konnten Migranten als moralisch verkommene Vagabunden gebrandmarkt oder als kühne Pioniere glorifiziert werden. Anhand exemplarischer Quellen aus Nordosteuropa soll jene ambivalente Beurteilung menschlicher Mobilität im gelehrten Schrifttum zwischen Humanismus und früher Aufklärung verdeutlicht werden – um dadurch die heutige Migrationsdebatte zu ihren frühneuzeitlichen Wurzeln zurückzuverfolgen.

Stefan Donecker (*1977) studierte Geschichte und Skandinavistik in Wien und Umeå. 2010 promovierte er am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz im Rahmen des Boccaccio Intellectual History Programme. Sein Forschungsinteresse richtet sich vor allem auf Nordosteuropa während des 16. und 17. Jahrhunderts, insbesonders in Hinblick auf Fragen der Geistes- und Begriffsgeschichte sowie der vornationalen Identitätsbildung. Stefan Donecker wurde 2007 mit dem Deutsch-Baltischen Studienpreis ausgezeichnet und unterrichtete zuletzt an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck und der Universität Lettlands in Riga.

Moderation: Professor Dr. Jens Olesen

 


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