Der Grundsatz, dass der Mensch in seinem Willen frei ist, ist einer der Eckpfeiler unserer modernen Gesellschaft. So beruht zum Bespiel unser Rechtssystem auf der Freiheit des Menschen, wie das Bundesverfassungsgericht 2009 feststellte: „Dem Schutz der Menschenwürde liegt die Vorstellung vom Menschen als einem geistig-sittlichen Wesen zugrunde, das darauf angelegt ist, sich in Freiheit selbst zu bestimmen und zu entfalten.“ Auch das in Deutschland geltende Schuldprinzip leitet sich aus diesem Grundsatz ab. Neueste Erkenntnisse der Hirnforschung legen jedoch nahe, dass zumindest manche Entscheidungen getroffen werden, bevor sich eine Person ihrer überhaupt bewusst wird. Der daraus resultierende Konflikt zwischen Determinismus und Freiheit soll Thema der Vortragsreihe des Jungen Kollegs Greifswald (JKG) im Sommersemester sein. Darüber hinaus wird auch der Aspekt der Manipulation von Entscheidungen thematisiert. Der interdisziplinären Ausrichtung des JKG folgend, wird es nach einem Einblick in den aktuellen Stand der Hirnforschung Raum für die Darstellung philosophischer Analysen und Bewertungen neurowissenschaftlicher Erkenntnisse geben. Außerdem werden wir uns mit den juristischen Konsequenzen der mutmaßlichen Nicht-Existenz des freien Willens beschäftigen, bevor wir am Ende der Vortragsreihe den Aspekt der Manipulation aufgreifen.
Das JKG ist ein wissenschaftliches Forum für Greifswalder Stipendiatinnen und Stipendiaten der Begabtenförderungswerke und des Deutschlandstipendiums und dient der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
THEMEN UND TERMINE:
Dienstag, 16. April 2019 · 18.00 Uhr
Hat die Hirnforschung wirklich den Freien Willen widerlegt?
Professor Dr. John-Dylan Haynes (Charité Universitätsmedizin Berlin)
Donnerstag, 16. Mai 2019 · 18.00 Uhr
Warum die Hirnforschung weder die Willensfreiheit noch das Schuldprinzip herausfordert
Professor Dr. Geert Keil (Humboldt-Universität zu Berlin)
Donnerstag, 20. Juni 2019 · 18.00 Uhr
Ist ein freier Wille Bedingung rechtlicher Schuld?
Professor em. Dr. Reinhard Merkel (Hamburg)
Donnerstag, 4. Juli 2019 · 18.00 Uhr
Jenseits des rationalen Radars: Über das Verhältnis von Manipulation und Autonomie
Dr. Alexander Fischer (Universität Basel)