Das starke In- und Exklusionspotential von Bildung ist für unsere Gegenwart unbestreitbar, wie jüngere Studien zu Bildung und Chancengerechtigkeit in Deutschland verdeutlichen. Doch ähnliche Phänomene traten bereits in der Antike zutage. Besonders in der Spätantike (4–6. Jh. n. Chr.), einer Zeit, in der mehr und mehr „Fremde“ innerhalb des Römischen Reiches agierten und Status- und Standesgrenzen neu verhandelt wurden, hoben sich die etablierten Eliten mehr denn je durch Bildung von anderen ab. Gerade in den gallischen Provinzen rangen die lokalen senatorischen Aristokraten um den Erhalt ihrer Romanitas; diese gründete nicht zuletzt auf gemeinsames Bildungswissen.
Die internationale Tagung „Gallia Docta“ bringt Gelehrte der Gegenwart zusammen, um über nationale und disziplinäre Grenzen hinweg die Bedeutung von Bildung im spätantiken Gallien aus kulturhistorischer Perspektive zu untersuchen. Besonders die Frage, inwiefern Frauen Anteil an Bildung hatten und welche Rolle sie in der gallo-römischen Gesellschaft und in den literarischen Kreisen ihrer Ehemänner einnahmen, soll zum ersten Mal auf einer internationalen Tagung diskutiert werden. Ziel ist es, das In- und Exklusionspotential von Bildungsgütern im spätantiken Gallien zu (re-)evaluieren. Unbedarften historischen Analogien zwischen Bildung und sozialer (Un-)Gleichheit im 4./5. und im 21. Jahrhundert n. Chr. wird so ein Riegel vorgeschoben. Stattdessen eröffnet sich die Chance eines tragfähigen Strukturvergleichs.
Vortragende:
Martin Bauer (Innsbruck) Ulrike Egelhaaf-Gaiser (Göttingen) Veronika Egetenmeyr (Rostock) Susanne Froehlich (Greifswald) Peter Gemeinhardt (Göttingen) Nikolas Hächler (Zürich / Paris)
Hendrik Hess (Bonn) Judith Hindermann (Basel) Alison John (Ghent) Tabea L. Meurer (Mainz) Sigrid Mratschek (Rostock) Gernot M. Müller (Bonn) Immanuel Musäus (Greifswald)
Maik Patzelt (Osnabrück ) Jakob Riemenschneider (Innsbruck) Raphael Schwitter (Zürich / Bonn) Danuta Shanzer (Wien) Christian Stadermann (Mainz) Roland Steinacher (Innsbruck)
Joop van Waarden (Nijmegen / Amsterdam) Willum Westenholz (Wien) Bernard van Wickevoort Crommelin (Greifswald)
Teilnahme nur auf Einladung
Information:
Natalia Zborka M. A.
Tagungsbüro, Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald
17487 Greifswald
Telefon: +49 3834 420 5021, Fax: +49 3834 420 5005
E-Mail: natalia.zborkawiko-greifswaldde