Neue molekularbiologische Methoden für die Genomchirurgie, besser bekannt als Genome Editing, ermöglichen immer einfachere Eingriffe im Erbgut. Diese Methoden bergen enormes Innovationspotential für sowohl die molekularbiologische Grundlagenforschung als auch die Pflanzenzüchtung, Biotechnologie und Medizin. Es ist davon auszugehen, dass gentherapeutische Verfahren an Körperzellen bei genetisch bedingten Krankheiten erheblich von den neuen Methoden profitieren werden. Dazu stellt sich die Frage, ob mit der zu erwartenden verbesserten Effizienz der CRISPR-Cas9-Technologie nicht auch bald Eingriffe in die Keimbahn diskutiert werden könnten. Letztere Experimente werfen weitreichende soziale, ethische und rechtliche Fragen im Hinblick auf die Therapie erblicher Erkrankungen auf und berühren die Grenzen der Wissenschaftsfreiheit.
Der Vortrag strebt eine kritische Betrachtung der molekularen Grundlagen von Genome Editing an. Die neuen naturwissenschaftliche Handlungsoptionen werden im Vergleich zu früheren Verfahren dargestellt, und dabei auch die Einfachheit, Verfügbarkeit, Verlässlichkeit, Präzision und der Zeitfaktor von CRISPR-Cas9 diskutiert, ebenso wie mögliche Risiken, Fehlerquellen und Probleme des Verfahrens.
Jörg Vogel ist vor allem durch seine Beiträge zur RNA‐Biologie bekannt. Er studierte Biochemie in London und Berlin und wurde an der Humboldt - Universität promoviert. Lange Zeit leitete er eine Forschungsgruppe am Max‐Planck‐Institut für Infektionsbiologie in Berlin. Seit 2009 ist Jörg Vogel Direktor und Professor am Institut für Molekulare Infektionsbiologie der Julius - Maximilians - Universität Würzburg. Für seine Forschungsarbeiten ist er vielfach ausgezeichnet worden.
Begrüßung: Professor Dr. Bärbel Friedrich
Moderation: Professor em. Dr. Michael Hecker