Grausamkeit, Disziplin und Verzweiflung. König Friedrich Wilhelm I. und der preußische Mythos

Öffentlicher Abendvortrag

Friedrich Wilhelm I., der „Soldatenkönig“, traumatisierte seinen Sohn, verprügelte seine Töchter, demütigte seine Beamten, verabscheute die Gelehrten, verachtete den Adel, verspottete die Frauen, war legendär geizig und detailbesessen, rauchte, trank, fluchte und tobte, hielt aber peinlich auf Sauberkeit, Drill und strengste Frömmigkeit. Sein bizarres Verhalten desavouierte sämtliche Normen und Werte der zeitgenössischen Eliten. Trotzdem - oder gerade deshalb - wurde er im 19. und 20. Jahrhundert als „Erzieher des deutschen Volkes zum Preußentum“ verehrt. Seine Rezeptionsgeschichte soll in dem Vortrag als ein Lehrstück historischer Mythenbildung analysiert werden.

Barbara Stollberg-Rilinger hatte von 1997 bis 2018 den Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Münster inne. Seit September 2018 ist sie Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Ihr Forschungsfeld ist die Verfassungs-, Politik- und Kulturgeschichte Europas vom 16. bis 18. Jahrhundert, vor allem des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Dabei richtet sich ihr Interesse vor allem auf die Geschichte von Ritualen und Verfahren, Zeremonien, Metaphern und Symbolen. Zu ihren aktuellen Monographien zählen: Rituale, Frankfurt am Main, 2. Aufl. 2019 und Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit, München 5. Aufl. 2018.

Begrüßung & Moderation: Professor Dr. Ulla Bonas

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