We three, we‘re all alone, living in a memory - my echo, my shadow, and me«, singen The Ink Spots 1940, oder: »Wir drei sind ganz allein, wir leben nur erinnerlich - mein Echo, mein Schatten und ich.« Vom Dichter ist dabei keine Rede: Hier erhebt, in Gestalt von vier gesangsbegabten Tintenklecksen, das Dichtermanuskript selbst die Stimme. Ob dies ein idealer oder nur ein verwirrender Ausgangspunkt ist, um in einer Reihe von Variationen über Populär- und Hochkultur, Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Original und Übersetzung sowie Text und Text nachzudenken, werden wir erst wissen, wenn wir es schwarz auf weiß vor Augen haben, das heißt: wenn die Greifswaldvariationen zu Gehör kommen.
Marcel Beyer, 1965 in Tailfingen/Württemberg geboren, wuchs in Kiel und Neuss auf. Von 1987 bis 1991 studierte er Germanistik, Anglistik und Literaturwissenschaft an der Universität Siegen, wo er 1992 den Magistergrad mit einer Arbeit über Friederike Mayröcker erlangte. Ab 1989 gab er an der Universität Siegen mit Karl Riha die Reihe Vergessene Autoren der Moderne heraus. Von 1990 bis 1993 arbeitete er als Lektor an der Literaturzeitschrift Konzepte mit; von 1992 bis 1998 veröffentlichte er in der Musikzeitschrift Spex. Er lehrte an der European Graduate School in Saas-Fee, war 1996 und 1998 „Writer in residence“ am University College London und an der University of Warwick in Coventry, und im Frühjahr 2008 am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. 2010 war er Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom. Seit 1996 lebt Marcel Beyer in Dresden. Er schreibt Gedichte, Prosa und Aufsätze zu Literatur, Musik und Bildender Kunst. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen: die Romane Flughunde (Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1995) und Kaltenburg (Suhrkamp 2008), die Gedichtbände Falsches Futter (Suhrkamp 1997) und Erdkunde (Köln: Dumont 2002) sowie die Essaysammlung Nonfiction (Dumont 2003). Als Herausgeber sind zusammen mit Klaus Reichert und Klaus Kastberger die Gesammelte Prosa (2001) und die Gesammelten Gedichte (2004) von Friederike Mayröcker, im Suhrkamp-Verlag erschienen.
Moderation: Dr. Elisabetta Mengaldo