An „Nahtoderfahrungen“ scheiden sich die Geister. Unter dem Begriff werden Erlebnisse von Menschen subsummiert, die lebensbedrohliche Situationen durchlebt haben oder bereits für klinisch tot erklärt wurden. Dass es dazu kultur- und religionsübergreifend eine nahezu unüberschaubare Fülle entsprechender Erfahrungsberichte gibt, ist unstrittig. Strittig ist jedoch, wie sie wissenschaftlich erklärt werden können.
Nahtoderfahrungen regen dabei besonders zur Diskussion über unterschiedliche Arten von Grenzen an. In der jeweils individuellen Wahrnehmung und retrospektiven Beschreibung der Betroffenen etwa betrifft das vor allem die Grenze zwischen Leben und Tod. Darüber hinaus findet in der Debatte über Nahtoderfahrungen eine zweite Grenzfrage mit langer Geschichte ihre Fortsetzung: die nach dem Verhältnis von Körper und Bewusstsein.
Andererseits stehen hier aber auch die Grenzen zwischen verschiedenen Wissenschaften und ihren Zugängen zum Thema zur Diskussion: angefangen von der Psychologie und der Neurologie über die Soziologie bis hin zur Religionswissenschaft und zur Theologie. Nicht zuletzt steht mit den Nahtoderfahrungen die bleibend umstrittene Grenze zwischen Wissenschaft und Religion wieder zur Disposition.
Es ist daher das Ziel dieser Tagung, diese unterschiedlichen Arten von „Grenzarbeiten“ auf Grundlage einer fundierten und multiperspektivischen Beschreibung von Nahtoderfahrungen zum Gegenstand einer interdisziplinären und internationalen Diskussion zu machen. Besonderer Fokus liegt dabei auf religionsbezogenen Fragestellungen.
Referenten:
Stephanie Gripentrog (Greifswald)
Wouter J. Hanegraaff (Amsterdam)
Grenzarbeiten auf der Nulllinie. Nahtoderfahrungen in interdisziplinärer Perspektive
Interdisziplinäre Fachtagung
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