Harmonie und Diskrepanz. Friedrichs Vorstellung von Natur und die Kunst der Gegenwart

Öffentlicher Abendvortrag

Caspar David Friedrich lebte und schuf Werke in dem Zeitalter, das, als Moderne weltanschaulich offen, nach neuen, auf dem Gottesglauben beruhenden Philosophien suchte, aber auch mannigfaltige visuelle Erlebnisse ermöglichte. Seine Kunst ist der Versuch, solchem modernen Verlangen der Zeit zu entsprechen. Schon in den früheren Pendantwerken Blick aus dem Atelier des Künstlers (um 1805/1806) bildete sich seine Kunstmethode aus, deren Modernität in der Komplexität der Bildkomposition mit der montageartigen Fragment-Ästhetk liegt. Inhaltlich können sie als dem Themenkreis des Jahreszeiten-Zyklus zugehörig gedeutet werden, in dem Friedrich die Harmonie von Mensch und Natur sieht. Die Diskrepanz von Mensch und Natur brachte er in der erhabenen Landschaft, wie in Der Mönch am Meer (um 1809), zum Ausdruck, und zwar mit der daraus resultierenden romantischen Ironie. Als Reflexion über die moderne Existenz gegenüber der Natur hat seine zwiespältige Naturvorstellung nicht an Aktualität verloren. Sie wird von der gegenwärtigen Kunst rezipiert, allerdings je nach der eigenen Tradition anders, wie es die Beispiele Gerhard Richter und japanische Künstler zeigen.
 
Yuko Nakama (*1953) ist Professorin für Kunstgeschichte an der Ritsumeikan University, Kyoto. Zudem ist sie Vorstandsmitglied der Japanese Society of Aesthetics und Internationale Sektionsleiterin des Congrès International d‘ Histoire de l‘Art. Zu ihren Publikationen zählen u.a. Caspar David Friedrich und die Romantische Tradition, Moderne des Sehens und Denkens (2011) und Euphoria of Public Art, The Journal of Asian Arts & Aesthetics, vol.3 (2009).


Moderation: Professor Dr. Hans Dickel


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