Als Bericht eines historischen Ereignisses verstanden wird Homers „Ilias“ fast von jedem. Oft wird auch auf die Ausgrabungen in Troia hingewiesen, die die Historizität des Geschehens unter Beweis stellen sollen. Es gilt jedoch zu bedenken, dass eine lebendige und mit historischem Realitätssinn ausgestattete Erzählung, wie die „Ilias“ sie darstellt, nicht zwangläufig auf ein historisches Geschehen schließen lässt. Der Vortrag wird hinterfragen, wie ein frühgriechischer Dichter überhaupt in der Lage gewesen sein kann, eine solche realitätsnahe mit historischen Gedanken angereicherte Erzählung zu schaffen, ohne aus dem benachbarten Orient das geschichtliche Denken gelernt zu haben.
Barbara Patzek (*1948 in Usingen) ist Professorin für Alte Geschichte an der Universität Duisburg-Essen. Zu den Schwerpunkten ihrer Forschung zählen die Homerischen Epen, Geschichtsschreibung in der Antike und die Rolle der Frau im antiken Griechenland. Zuletzt erschien ihr Buch „Homer und seine Zeit“.
Moderation: PD Dr. Thomas Terberger