Das „liebe Nürenberg“ „in Deutschlands Mitten“ ist in den Meistersingern ein idealer Ort, wo der Künstler vom Volk geliebt und die wahre Kunst vom Volk intuitiv verstanden wird. Doch Wagner entschließt sich nicht nach seinem eintägigen Besuch Nürnbergs im August 1861, sondern drei Monate später in Venedig zur „Ausführung der Meistersinger“, nicht vor dem Schrein mit König David im Germanischen Nationalmuseum, sondern vor der himmelfahrenden Maria Tizians in der Galleria Accademica. Venedig war Wagner vertraut, dort hatte er sieben Monate verbracht (in Nürnberg sieben Tage), die Serenissima ist das geheime Vorbild der idealen Kunststätte in der Oper. Der Vortrag verfolgt diese Perspektive der Wirkung auf die Konzeption der Meistersinger mit zeitgenössischen Bildern.
Volker Mertens lehrt seit 1977 Ältere Deutsche Literatur an der Freien Universität Berlin. Gastprofessuren übernahm er in Frankreich, der Tschechischen Republik, den USA, in England, in der Volksrepublik China und der Schweiz. Seine Forschungsgebiete liegen im Bereich der mittelalterlichen Literatur, der Mittelalterrezeption, von Richard Wagner und Thomas Mann sowie der Oper des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Volker Mertens gestaltete Radiosendungen für den Sender Freies Berlin, Radio Berlin Brandenburg und den Mitteldeutschen Rundfunk sowie Programmheftbeiträge für die Berliner Philharmoniker, das Konzerthaus Orchester und die Bayreuther Festspiele.
Moderation: Dr. Christian Suhm