Immunabwehr gegen Viren

Loeffler Lecture,Öffentlicher Abendvortrag

Sogenanntes immunologisches Gedächtnis, aber auch Spezifität oder Toleranz, sind meiner Ansicht nach Beispiele für medizinische Forschung, die für die praktische Immunität zu theoretisch geworden sind. Das Interesse und die Wertschätzung von protektiver Immunität gegen Infektionskrankheiten ist dabei wesentlich durch sogenannte Grundlagenimmunologie überholt worden. Diese Entwicklung nimmt den immunologischen Wissenschaften die biologische Grundlage und das Verständnis für Koevolution von infektiösen Krankheiten mit der schützenden Immunität des Wirtes. Es ist dieser evolutionäre Kontext, der Immunabwehr so spannend macht und der für das Studium von Hefe, Bakterien, Fibroblasten, Lymphozyten oder Nervenzellen in der experimentell zugänglichen Isolation und in vitro Modellsituationen viel weniger gilt. Viele der heutige Hoffnungen, beispielsweise auf allgemein protektive Antikörperantworten, auf die Induktion von Antitumorimmunität oder auf Impfstoffe gegen HIV oder TB, werden weitestgehend Wunschdenken bleiben, wenn wir dieselben Werkzeuge wie die Evolution verwenden. Wir können besser sein als die Koevolution, wenn wir neue, von ihr nicht verwendete Werkzeuge wie Antibiotika, Antiviralia, Autoantikörper, Chirurgie oder Erziehung nutzen.
Professor Dr. Dr. h. c. mult. Rolf M. Zinkernagel hat in Basel Medizin studiert und dort promoviert. Von 1973 bis 1975 war er als Post-doc in Canberra, Australien, und entdeckte dort mit Peter Doherty die MHC-Restriktion der zytotoxischen T-Zellerkennung. Von 1975 bis 1979 war er als Assistenzprofessor an der Scripps Clinic and Research Foundation in San Diego, Californien, mit Studien über MHC-Restriktionsprägung im Thymus beschäftigt. 1979 wurde er nach Zürich berufen. Im Jahre 1996 erhielt er zusammen mit Peter Doherty den Nobelpreis für Medizin.
Begrüßung: Professor Dr. Bärbel Friedrich


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