Netzwerke, Seilschaften, Klientelismus, Patronage – für informelle Beziehungen gibt es viele Bezeichnungen. Besonders positiv klingt keine von ihnen: Informalität gilt allgemein als Gegenbegriff zur korrekten Amtsführung. Umso überraschender ist ein Blick in die Vormoderne: Wie der Vortrag zeigen wird, waren in der Epoche der Frühen Neuzeit (1500 - 1800) informelle, persönliche Beziehungen von Amtsträgern keineswegs tabu. Im Gegenteil: Sie garantierten erst das Funktionieren von staatlicher Herrschaft und Verwaltung. Könnte es sein, dass Informalität besser als ihr Ruf ist, vielleicht auch heute noch? Diese Frage wird den Vortrag von der Vormoderne bis in die Gegenwart führen.
Birgit Emich ist Inhaberin des Lehrstuhls für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sie hat in Freiburg Geschichte und Politikwissenschaften studiert. Dort wurde sie nach längeren Forschungsaufenthalten in Italien mit einer Studie zur Behördenstruktur der römischen Kurie um 1600 promoviert und 2002 mit einer mehrfach ausgezeichneten Arbeit zur Staatsverwaltung im Kirchenstaat habilitiert. Birgit Emich ist Expertin für die Geschichte des Papsttums in der Frühen Neuzeit (1500 - 1800) und für Fragen der frühneuzeitlichen Verwaltungsgeschichte.
Begrüßung: Professor Dr. Bärbel Friedrich
Moderation: Professor Dr. Michael North