Die demographische Entwicklung und der medizinische Fortschritt stellen weltweit die Gesundheitssysteme vor immer größere Herausforderungen. Zum einen wird die volkswirtschaftliche Basis immer älter, wodurch Gesundheit zum Produktivfaktor wird. Zum anderen entsteht durch moderne Kommunikationsmittel ein steigendes Anspruchsdenken an das medizinisch Mögliche. All dies finanziell und ausgewogen zu bewerkstelligen, wird eine der Hauptaufgaben der kommenden Jahre sein. Der Vortrag soll aufzeigen, dass Medizin industrialisiert werden muss, um immer bessere Ergebnisse innerhalb eines begrenzten Kostenrahmens hervorbringen zu können. Industrialisierung darf hierbei nicht verstanden werden als die übergreifende Etablierung der Apparate-Medizin im Sinne einer „Fließbandbehandlung“, sondern im Sinne einer Grundhaltung, welche die Kosten der Gesundheitsvorsorge als Investition begreift, aber im Gegenzug auch entsprechende Gegenwerte erwartet.
Hermann Requardt (*1955 in Engern/Grafschaft Schaumburg) absolvierte sein Physikstudium sowie die sich anschließende Promotion an der Technischen Hochschule Darmstadt und der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seiner zweijährigen Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Flugmedizin des DLR (Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt e.V.) folgte 1984 der Einstieg bei der Siemens AG. Nach verschiedenen Stationen im Unternehmensbereich Medizintechnik wurde er im Januar 2001 Mitglied des Bereichsvorstands Medical Solutions. Seit Oktober 2006 ist Hermann Requardt Mitglied des Vorstandes der Siemens AG und Leiter der Zentralabteilung Corporate Technology. Im Dezember 2008 wurde er zusätzlich zum Chief Executive Officer des Sektors Healthcare ernannt. Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main verlieh Hermann Requardt im Juni 2006 eine Honorarprofessur für Physik.
Moderation: Professor Dr. Bärbel Friedrich