Das nach dem Propheten Amos benannte Buch stellt Gott in universaler Perspektive vor. Er hat sein Volk Israel erwählt und zieht es deshalb besonders zur Rechenschaft. Zugleich hat er eine Geschichte mit den Völkern. Der Vortrag geht dem spannungsvollen Geflecht nach, das sich daraus ergibt, dass der Prophet aus dem Südreich Juda im Nordreich Israel prophezeit, seine Worte später in Juda überliefert werden und das Buch zugleich die erwähnte universale Perspektive hat. Die Vorstellung von dem einen Gott, der sich sein Volk erwählt und zugleich eine Geschichte mit den anderen Völkern hat, kann in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts eine wichtige Orientierung geben.
Rainer Kessler hat evangelische Theologie studiert. Nach der Promotion hatte er das Pfarramt in Hessen und Nassau inne, und nach seiner Habilitation war er von 1993 bis 2010 Professor für Altes Testament in Marburg. Seitdem hat er Lehrverpflichtungen in Brasilien und Kolumbien, sowie an der Universität Gießen wahrgenommen. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Sozialgeschichte des alten Israel (gleichnamiges Buch 2006), die biblische Prophetie, sowie die Ethik des Alten Testaments (Der Weg zum Leben. Ethik des Alten Testaments, 2017). Zurzeit arbeitet er an einem Kommentar über das Buch des Propheten Amos.
Moderation: Professor Dr. Stefan Beyerle