Nicht jedes einfach klingende mathematische Problem hat auch eine einfache Lösung; manchmal lohnt es sich, für scheinbar harmlose Fragen auf hochentwickelte Theorien zuzugreifen. Ein Beispiel ist das folgende Problem aus der ebenen Geometrie: „Kann man jedes Polygon in eine vorgeschriebene Anzahl von konvexen Teilen zerschneiden, die alle den gleichen Umfang und die gleiche Fläche haben?” Dieses kleine Problem ist ein „Spatz”: reizvoll, aber nicht so einfach, wie man vielleicht denken könnte. Ich will skizzieren, wie dieses kleine Problem mit sehr ernsthafter Mathematik zusammenhängt: Zur Formalisierung des Problems verwenden wir Erkenntnisse aus einem Kernbereich der Angewandten Mathematik, der Theorie des Optimaltransports. Dies bereitet die Bühne für die Anwendung einer großen Kanone aus der Sehr Reinen Mathematik, der sogenannten „Äquivarianten Hindernistheorie” – und mit dieser Kanone schießen wir auf die Spatzen.
Günter M. Ziegler ist Professor für Mathematik an der Freien Universität Berlin. Für seine mathematischen Forschungen wurde er unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG mit einem Leibniz-Preis (2001) ausgezeichnet, für sein Engagement für die Mathematik in der Öffentlichkeit unter anderem mit dem Communicatorpreis (2008) von DFG und Stifterverband. 2006 bis 2008 war Ziegler Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV). Er ist Vorstandmitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und seit 2014 Mitglied des Senats der DFG.
Moderation: Professor Dr. Mareike Fischer
Kanonen auf Spatzen: Topologische Methoden in der Geometrie
Öffentlicher Abendvortrag
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