Seit 30 Jahren wird besonders in den USA ein Feldzug gegen die Evolutionstheorie geführt und Darwin als Schreckgespenst dämonisiert. Das Ziel dieser Bewegung ist ein religiös geprägter Unterricht an den Schulen. Wie ist es aber möglich, dass in einer modernen Gesellschaft wohlbegründete wissenschaftliche Erkenntnisse bestritten werden? Die Erfolge, die Darwins Gegner in bestimmten Teilen der Öffentlichkeit erzielen konnten, beruhen auf einer geschickten Ablenkungsstrategie: Sie verschweigen systematisch die historischen Beweise, die bereits am Anfang des 19. Jahrhunderts auch tief gläubige Naturforscher an der biblischen Schöpfungslehre zweifeln ließen. Wenn man jedoch die Geschichte der Geologie und Biologie betrachtet, begreift man schnell, warum sich auch fromme Wissenschaftler schließlich von der Genesis verabschieden mussten. Dieser Abschied bedeutet für Religion und Glauben keine Katastrophe. Doch der dreißigjährige Krieg gegen den Darwinismus untergräbt in gefährlicher Weise das öffentliche Vertrauen in die Wissenschaft und ihre Erkenntnisse.
Philip Kitcher (*1947 in London) ist Professor für Philosophie an der Columbia University und gegenwärtig einer der weltweit führenden Wissenschaftsphilosophen. Er erhielt unter anderem den Lifetime Achievement Award der American Psychological Association und als erster den Prometheus Preis der American Philosophical Association. Seine momentanen Interessen gelten vor allem den ethischen und politischen Grundlagen für wissenschaftliche Forschung, der Evolution von Altruismus und Moral sowie dem Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion.
Moderation: Professor Dr. Michael Baurmann