Die Erinnerung an den November 1918 könnte in Deutschland und Polen kaum unterschiedlicher sein. In Polen steht im Vordergrund die Wiedererlangung der Unabhängigkeit nach mehr als 120 Jahren Teilungszeit, der Neuaufbau des Staates mit einem Territorium, das den Zugang zur Ostsee und die östlichen Metropolen Wilna und Lemberg einschloss. In Deutschland dagegen ist das Bild geprägt vom Ende des Kaiserreiches, von territorialen Verlusten und dem Streben nach Revision der Friedensbedingungen. Welche Möglichkeiten gab es angesichts dieser entgegengesetzten Ausgangslagen für einen Neuanfang in den deutsch-polnischen Beziehungen? Waren neue Konflikte zwangsläufig oder gab es auch konstruktive Lösungsansätze? Der Rückblick auf das Jahr 1918 anlässlich der 100. Jahrestage des Kriegsendes und der Unabhängigkeit Polens wird sich mit den deutsch-polnischen Verflechtungen in den Jahren zwischen den Weltkriegen befassen. Im Blickpunkt werden dabei Grenzprobleme, die Situation nationaler Minderheiten und publizistische Fehden stehen.
Jörg Hackmann ist Alfred-Döblin-Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Stettin und Privatdozent an der Universität Greifswald. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Geschichte Ostmittel- und Nordosteuropas, Geschichte der Zivilgesellschaft, Historiographiegeschichte und Erinnerungskulturen. Er hatte zahlreiche internationale Gastprofessuren inne, u. a. in Chicago, Joensuu, Riga und Södertörn.
Moderation: Professor Dr. Mathias Niendorf