Zeitgenössische Kunst erscheint den meisten Betrachtern als so hermetisch, dass sie nach Interpretationen verlangen. Diese werden von den Ausstellungsmachern als Katalogtexte und in Audioguides und von professionellen Rezipienten in Kritiken oder kunstwissenschaftlichen Aufsätzen geliefert. Kunst ohne dieses Netz von Interpretationsangeboten ist heute kaum noch denkbar. Ein Grund hierfür ist, dass auch die so genannte autonome Kunst spätestens seit dem Auszug aus dem „White Cube“ oft kontextabhängig ist und dieser Kontext durch Interpretationen häufig erst hergestellt werden muss. Hinzu kommt, dass Kunstwerke in diversen Traditionen stehen und nur dann verständlich sind, wenn man die künstlerischen Positionen kennt, auf die sie sich beziehen. Dies setzt ein umfangreiches Wissen voraus, das nur wenige Betrachter besitzen. Es ist daher eine Aufgabe der Interpretation, den Bezug der Werke zu ihrem Kontext und auf ihre Vorläufer herzustellen oder zumindest zu verdeutlichen.
Die Tagung fragt nun danach, ob dieses in groben Zügen gezeichnete Bild überhaupt zutreffend ist und ob es historische Unterschiede in der Funktion von Kunstinterpretationen gibt. Darüber hinaus soll diskutiert werden, welche weiteren wesentlichen Funktionen der Kunstinterpretation zukommen und ob es allgemein verbindliche Standards geben kann, denen Kunstinterpretation genügen muss.
Eingeladen sind Philosophen, Kunstwissenschaftler, bzw.-historiker, Kunstkritiker, Künstler und Ausstellungsmacher, die ganz unterschiedliche Perspektiven auf das Verständnis von Kunst erörtern.
Montag, 27. September 2010
9.00 Uhr —9.30 Uhr
Begrüßung durch die Wissenschaftliche Direktorin des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs und Einführung in das Thema der Tagung durch die Tagungsleiter
Moderation: Reinold Schmücker (Münster)
Historisch-philosophische Grundlagen
9.30 Uhr —10.30 Uhr
Sagen, ‚was sich zeigt‘: Hermeneutische Anfangsgründe der Kunstinterpretation
Philipp Stoellger (Rostock)
10.30 Uhr —11.00 Uhr
Kaffeepause
11.00 Uhr —12.00 Uhr
Sehen, was man weiß. Zum Verhältnis von Kunsttheorie und historisch-kritischer Interpretation
Tanja Michalsky (Berlin)
12.00 Uhr —13.00 Uhr
For Interpretation - Elemente einer Kohärenztheorie der Interpretation
Oliver R. Scholz (Münster)
13.00 Uhr —14.30 Uhr
Mittagspause
Wozu (philosophische) Interpretation?
14.30 Uhr —15.30 Uhr
Beschreiben, Interpretieren und Verstehen
Lars-Olof Åhlberg (Uppsala)
15.30 Uhr —16.00 Uhr
Kaffeepause
16.00 Uhr —17.00 Uhr
Keine Kunst ohne Interpretation!
Maria Elisabeth Reicher-Marek (Aachen)
17.00 Uhr —18.00 Uhr
Die Bilder und die Unverzichtbarkeit der sprachlichen Interpretation
Klaus Sachs-Hombach (Chemnitz)
18.00 Uhr —19.00 Uhr
Warum es heute so schwer ist, aktuelle Kunst
zu verstehen
Jakob Steinbrenner (München)
19.00 Uhr
Empfang im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg
Dienstag, 28. September 2010
Moderation: Carla Schulz-Hoffmann (München)
Kuratieren = Interpretieren?
9.30 Uhr —10.30 Uhr
«Approach it slowly from the left» Oder: Über die Bedeutung der Recherche und Interpreta-tion bei den drei „Neuen Konzeptualisten“ Ryan Gander, Olaf Nicolai und Philippe Decrauzat
Dorothea Strauss (Zürich)
10.30 Uhr —11.00 Uhr
Kaffeepause
Kunst als Interpretation?
11.00 Uhr —12.00 Uhr
Notizen aus dem Atelier
Thomas Bechinger (Siegen)
12.00 Uhr —13.00 Uhr
oh! ... ah! ... mh.
Barbara Wille (Berlin)
13.00 Uhr —14.30 Uhr
Mittagspause
Kunst ohne Interpretation?
14.30 Uhr —15.30 Uhr
Auftritte vor dem Bild. Kunstkritik und Leidenschaft
Beate Söntgen (Bochum)
15.30 Uhr —16.00 Uhr
Kaffeepause
16.00 Uhr —17.00 Uhr
Deutung - nein danke?
Karlheinz Lüdeking (Berlin)
17.00 Uhr —18.00 Uhr
Warum müssen Bilder interpretiert werden?
Hans-Dieter Huber (Stuttgart)
Mittwoch, 29. September 2010
Moderation: Carla Schulz-Hoffmann (München)
Wozu kunsthistorische Interpretationen?
8.30 Uhr —9.30 Uhr
Wirkung versus Verstehen.
Dialektische Angriffe auf die Interpretation
Peter J. Schneemann (Bern)
9.30 Uhr —10.30 Uhr
Vom *offenen Kunstwerk* zum *letztenBild*
Christoph Wagner (Regensburg)
10.30 Uhr —11.00 Uhr
Kaffeepause
Reflexionen über Rezensionen
11.00 Uhr —12.00 Uhr
Frontenwechsel - Kunstkritik und Rezeption
Kia Vahland (München)
12.00 Uhr —13.00 Uhr
Auslegware. Strategien der Bedeutungs-produktion im Machtgefüge der Kunstwelt
Niklas Maak (Frankfurt)
13.00 Uhr —14.00 Uhr
Diskussion und Schlussworte