Klagegesänge finden sich seit langer Zeit und in ähnlicher Form in zahlreichen Kulturen; damit bieten sie Merkmale anthropologischer Universalien. In der europäischen Kunstmusik des Barock erlebten die szenischen Klagen der noch jungen Oper und wenig später auch die Klagegesänge der Karwochenliturgie eine intensive Rezeption beim Publikum. Der Vortrag führt – nach Überlegungen zu den anthropologischen Voraussetzungen – in die musikalisch-szenischen Erscheinungsformen des Opernlamentos mit Beispielen etwa aus Opern Claudio Monteverdis und Francesco Cavallis und in die Lamentationen der Karwoche in ihrem liturgischen Kontext u. a. anhand von Werken Jan Dismas Zelenkas und Niccolò Jommellis ein.
Lorenz Welker wurde 1953 in München geboren, studierte dort Medizin und absolvierte eine ärztliche Weiterbildung zum Psychiater und Psychotherapeuten. Ein Zweitstudium in Musikwissenschaft und Psychologie führte zum Dr. phil. und zur Habilitation an der Universität Basel. Seit 1996 ist er als Professor für Musikwissenschaft an der Universität München tätig. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in der Musik des Mittelalters und des Barock sowie in der musikalischen Aufführungspraxis. Weiterhin verfolgt er Fragestellungen aus dem Grenzbereich von Musik, Biologie und Psychologie. Im Jahr 1994 wurde er mit der Dent Medal der Royal Musical Association und der Internationalen Gesellschaft für Musikwissenschaft ausgezeichnet.
Moderation: Professor Dr. Matthias Schneider
Anschließend um 20.00 Uhr
Orgelkonzert im Dom St. Nikolai
„Lamentatio und Lamento: Orgelmusik der Klage“
An der Orgel: Professor Dr. Matthias Schneider
Lamentatio und Lamento: Geistliche und weltliche Klagegesänge des Barock
Öffentlicher Abendvortrag
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