Die Landeslehrstätte für Naturschutz und nachhaltige Entwicklung Mecklenburg-Vorpommern am Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG), der Verein "Ostseelandschaft Vorpommern - Vereinigung zum Schutz der Landschaft und ihrer natürlichen Vielfalt e.V." und das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald laden ein zu einer Tagung zum Thema:Landschaftskultur in der Agrarlandschaft: Fehlt der Natur die Zeit?
In unserem Allgemeinverständnis verbinden sich mit der (Kultur-)Landschaft meistens innere Bilder von Harmonie und Schönheit. Landschaftsarchitekten geben sich abgeklärter, sprechen von gewachsenen Landschaftsstrukturen und -bildern. Landschaftsökologen reden von ausgewogenen Stoffflüssen und Naturhaushaltsbilanzen sowie biologischer Vielfalt. Alle zusammen machen genau hier den Unterschied zur modernen Agrarlandschaft fest. Doch sind es diese Zustände und Prozesse im Raum nicht allein. Es geht auch, wie überall in unserem Dasein, um Beschleunigung, um Zeit. Alles in der Natur braucht und hat seine Zeit für Fortpflanzung, Lebensraumentwicklung, Reifung, Zerfall, Abbau und (Wieder-)Aufbau. Jeder Bauer, jeder Jäger, jeder Naturfreund weiß es: Zeit ist Geld, ist Wild, ist Artenreichtum. Es macht einenUnterschied, ob die (Gras-)Ernte zwei, vier oder sechs Wochen dauert.Schon immer waren viele gefährdete Pflanzen-und Tierarten und ihre Habitate auf zeit-extensive Nutzungen angewiesen, die bis vor einem halben Jahrhundert (70er Jahre) noch Teile unserer Landschaft prägten.Eine zeit-extensive Landnutzung ist jedoch gegenwärtigoft nur noch eine "Pflege-Nutzung", die mit hohem bürokratischem Aufwand verbunden ist und zudem oft unzureichend prämiert wird. So weicht das Bild der über-kommenen Landschaft mehr und mehr einer monostrukturierten Agroindustrie-Landschaft zur Energie-und Rohstofferzeugung. Der Schwund von Arten und Lebensräumen hat sich in den letzten 30 Jahren rasant beschleunigt. Konkrete Auswirkungen haben z. B. die Verkürzungen von Fruchtwechseln, die Beschleunigung der Marktfruchttechnologien, der Wegfall ökologisch relevanter Ruhepausen auf den Äckern, der Zeitdruck auf die Grünlandnutzung sowie der zeit-und produktionsoptimierte Umtrieb in den Forsten. Dadurch fehlt der Natur die Zeit zur Regeneration, zur Erhaltung komplexer Nahrungsnetze, die Zeit zum Humusaufbau und zur Ausbildung einer reichhaltigen Bodenfauna. Die Folgen sind vielfältig: Der Verlust an Identifikation und Landflucht bei den Menschen, der Verfall von Ökosystemdienstleistungen für die Gesellschaft. Ziel der Veranstaltung ist die Thematisierung des Faktors Zeit als bio-ökologische und sozio-ökonomische Komponente der Landschaftsentwicklung. Wir versuchen die Ursachen und Wirkungen des Zeitverlustes für die biologischen, ökologischen und sozio-kulturellen Veränderungen in der modernen Landschaft zu ergründen.
Anmeldung:
Es wird um eine rechtzeitige Anmeldung bis zum 30.10.2017gebeten. Bitte nutzen Sie den Vordruck unter http://www.lung.mv-regierung.de/dateien/landeslehrst_35_anmeldung.pdf
Telefonische Anmeldungen sind möglich unter der Rufnummer 03843-777 244. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge des Eingangs berücksichtigt. Sie erhalten keine Anmeldebestätigung. Sollte die Veranstaltung ausfallen oder schon ausgebucht sein, werden Sie rechtzeitig informiert.
Mitveranstalter:
Der Verein "Ostseelandschaft Vorpommern - Vereinigung zum Schutz der Landschaft und ihrer natürlichen Vielfalt e. V." setzt sich u. a.für den Schutz und die Pflege der charakteristischen ökologischen und biologischen Vielfalt der Landschaft der Ostseeküstenregion ein. Schwerpunkte sind Beiträge zur Qualitätssicherung von besonderen Objekten des Natur-und Landschaftsschutzes, vor allem zur Gestaltung der Küstenbiotope und -landschaften, des genutzten Offen- und Halboffenlandes sowie zur Erhaltung, Förderung und Neugestaltung von Landnutzungsformen, die für die landschaftliche Vielfalt von besonderer Bedeutung sind.