Für die Geschichte des Lesens wird häufig das 18. Jahrhundert als Wendepunkt begriffen (Banki, Wittler 2020): Die einsetzende Alphabetisierung, die Expansion des Buchmarktes und die Entstehung der modernen Belletristik veränderten die Rahmenbedingungen von Lektüre nachhaltig. Heute findet erneut ein epochaler Einschnitt in den Lesepraktiken statt – wir lesen ständig und überall, häufig in einem fragmentierten Neben- und Übereinander unterschiedlicher Formate: Von Büchern über Schilder, (Text-)Nachrichten, Emails, Untertitel, Blogs, Tweets bis hin zu Ankündigungstexten für Veranstaltungen. Unsere Tagung stellt das Lesen als kulturelle Praktik in den Mittelpunkt und beleuchtet den Wandel der sozialen und kulturellen Faktoren, in welche Lesende eingebettet sind. Dabei steht die häufig vernachlässigte Frage nach den Rahmenbedingungen dieser Praktik im Mittelpunkt: Wie, wo und mit wem lesen wir? Mit einem historischen Blick untersuchen wir Lesekulturen im Norden Europas und fragen nach den sich verändernden Ausformung von privatem und öffentlichem Lesen, (Un- )Möglichkeiten von Lektüre, vermeintlich nützlichen und gefährlichen Büchern sowie körperlichen und sinnlichen Dimensionen von Lektüre. Der Blick zurück eröffnet dabei die Möglichkeit, unser Lesen heute zu reflektieren und dessen Fragmentierung kritisch zu begleiten.
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